Wir verlieren fortwährend unsere Gedanken

 

Nichts ist schmerzvoller, furchteinflößender als ein sich selbst entgleitendes Denken, als fliehende Gedanken, die, kaum in Ansätzen entworfen, schon wieder verschwinden, bereits angenagt vom Vergessen oder in andere hineingestürzt, die wir ebensowenig beherrschen… Wir verlieren fortwährend unsere Gedanken. Deshalb krallen wir uns so verbissen an verfestigte Meinungen.

Doch Kunst, Wissenschaft, Philosophie fordern mehr: sie ziehen Ebenen aus dem Chaos… Als würfe man ein Netz aus – aber der Fischer wird womöglich mitgerissen und findet sich auf offener See wieder, während er sich im Hafen angelangt wähnte. Die drei Disziplinen schreiten auf unterschiedliche Weise über Krisen und Stöße voran, und es ist die Aufeinanderfolge, die in jedem einzelnen Fall die Rede vom “Fortschritte”erlaubt.

— gilles deleuze

Leave a Comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.